Tobi

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„Unser Tobi“ !

Tobias erblickt 2001 das Licht der Welt. Seiner Schwester Natalie fiel auf jeden Fall sofort auf, Tobias ist anders, „sein Kopf ist ja total klein“. Das stimmt, denn die Diagnose lautet Mikrozephalie Typ II und eine schwere Gehirnfehlbildung.

Kleiner Kopf, große Herausforderung für die ganze Familie. 

Erste Station: Frühförderung – 11.09.2001 – ein Datum, das in Erinnerung bleibt! Auch für Tobias und seine Familie, als Startschuss für viele Hürden und Aufgaben. Denn es bleibt nicht bei einer Therapie, viele weitere folgen…  Anschließend geht es für Tobias wie für jedes andere Kind in den Kindergarten. Als dann die Schule kommt, wird es erstmals richtig anstrengend. Tobi findet einen Platz in der Schule am Hofgarten, aus dieser er nach Ende der Schulzeit mit seinem „Hallo“ in die Geschichte eingehen wird.

Während dieser Zeit gab es für Tobi viele Hürden zu meistern, die von Operationen, Botox für die Füße und dem Tragen von Orthesen, aufgrund einer Fehlbildung seiner Füße, geprägt sind. Nicht immer fiel es den Eltern Bärbel und Uwe deshalb leicht, immer wieder neue Lust und Motivation aufzubringen. „Gut Ding muss eben Weile haben!“ – irgendwann hatte auch Tobias keine Lust mehr nur rumzusitzen und fing Stück für Stück mit Unterstützung an zu laufen. Mit viel Geduld der Fachkräfte seiner Schule waren auch Treppen nach Jahren kein Hindernis mehr für Tobias. Von da an war er kaum noch aufzuhalten, außer er hat, wie alle Jugendliche auch, mal „keinen Bock mehr“. Der Rollstuhl ist somit auch heute noch sein stetiger Begleiter.

Aber nicht nur in der Schule war Tobi beliebt, durch den ein oder anderen gemeinsamen Urlaub mit der Wohnnestgruppe, war er auch im Wohnnest Coburg längst kein Unbekannter mehr. Allgemein kann man wohl sagen, dass Tobias trotz seiner Beeinträchtigung überall Anschluss fand  und auch in seinem Heimatort ist er gerne gesehen. Neben diesen vielen positiven Reaktionen waren hin und wieder auch abweisende Haltungen, schockierende Blicke und auf ihn gerichtete Finger mit dabei. Dennoch Tobi nahm es wie immer mit einem Lachen auf den Lippen gelassen.

Mit all den Jahren entwickelten sich auch gewisse „Hobbys“, wie zum Beispiel die Musik. So hat er bereits seine erste Gitarre, wie jeder echte Rockstar, etwas demoliert, aber auch schon an ersten Sounds gefeilt. Mit steigendem Alter kam ebenso die Frage nach der Berufswahl auf. Nach Mutter Bärbel sähe sie Tobias in Berufen wie etwa einem „Werkzeugtester für die NASA“ oder im Einsatz als „lebender Schredderer“. Ein weiteres Hobby von ihm ist nämlich das Zerreisen von Katalogen und Zeitschriften in mühevollster Kleinarbeit. Den Überlegungen entgegen entschied sich Tobias 2019 schließlich für die Förderstätte der Wefa Kronach und auch hier ist er bereits nach einem Jahr sehr beliebt.

Bereits lange vor dieser Entscheidung war für die Familie zunehmend die Frage aufgekommen, wo Tobias später einmal wohnen sollte, denn „wir werden älter und er auch“, die Worte von Vater Uwe. Seine Schwester Natalie ist bereits für ihr Studium ausgezogen, also warum soll Tobias nicht die gleiche Chance bekommen und den Schritt in die weitere Selbstständigkeit wagen. Dadurch kam es gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern zu ersten Überlegungen. Die ersten Ideen zum Projekt „Neues Wohnen e.V.“ wurden geboren. Abschließend ist zu sagen, dass es für die Familie keineswegs leicht wird, ihren Tobi gehen zu lassen. Fast 20 Jahre dauerhafte Betreuung und Pflege sind anstrengend und eine Erleichterung haben sie sich verdient. Es wird kein Abschied für immer sein und sie sind überzeugt davon, dass ihr Kind gut unterkommen wird.  

„Wenn du mutig bist, ‚Lebewohl‘ zu sagen, wird das Leben dich mit einem neuen ‚Hallo‘ belohnen.“

Paulo Coelho