Infos für Interessenten

Neues Wohnen Coburg
Selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Handicap

Vorstellung der Elterninitiative

  • Wir sind eine Gruppe von Eltern mit erwachsenen oder bald erwachsenen Kindern. Unsere Kinder sind geistig, meist auch körperlich behindert.
  • Wir suchen seit vielen Jahren eine angemessene Wohn- und Lebensform für unsere Kinder, welche ihnen ein selbstbestimmtes Leben entsprechend ihren jeweiligen Möglichkeiten bieten kann. Ein aktives Leben, soziale Kontakte und die Teilhabe am öffentlichen Leben soll ihnen entsprechend ihren Wünschen möglich sein.
  • Aufgrund der schweren, meist mehrfachen Behinderungen sind unsere Kinder eine Zielgruppe, für die es bisher kein adäquates Wohnangebot im gesamten nordbayerischen Raum gibt. Dieses wird jedoch dringend gebraucht.
  • Bisher sieht es so aus, dass diese Menschen so lange wie möglich bei den Eltern leben und, wenn diese die Pflege nicht mehr stemmen können, die jungen Menschen in Altenheimen untergebracht werden. Normale Wohnheime oder Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung sind mit unseren Kindern aufgrund der Komplexität der Behinderungen entweder überfordert oder nehmen diese erst gar nicht auf.
  • Vor fünf Jahren machte sich eine Delegation von uns auf den Weg nach Prien am Chiemsee. Dort gab es zu dieser Zeit bereits eine beschauliche Wohnanlage mit Apartments für 30 Menschen mit ähnlichen Behinderung.
  • Uns war sofort klar – so etwas wollen wir auch für unsere Kinder – und seitdem arbeiten wir daran, ein ähnliches Leuchtturmprojekt im oberfränkischen Raum zu schaffen.

Was suchen wir für unsere Kinder?

  • Eine Wohnform mit familiärem Charakter und einem vertrauensvollen Zusammenleben, die einen Familienersatz und schützenden Sozialraum bildet.
  • Ein aktives, weitgehend selbstbestimmtes Leben und Teilnahme am öffentlichen Leben.
  • Pädagogische Förderung und Forderung, damit sich unsere Kinder auch zukünftig weiterentwickeln.
  • Festes Personal, so dass sich ein Vertrauensverhältnis aufbaut und die Mitarbeiter die Besonderheiten der Menschen mit Behinderung kennen.
  • Ein flexibles Konzept, das Veränderungen des Gesundheitszustandes und Hilfebedarfs auffängt.
  • Ein langfristig sicheres, sich selbst tragendes Konzept, auf das wir Eltern uns in Zukunft verlassen können.

Konzeption des Wohnprojektes Neues Wohnen Coburg

  • Unser Wohnprojekt ist als ambulant betreutes Einzelwohnen konzipiert und finanziert.
  • Die behinderten Menschen leben im Erdgeschoss und ersten Stock eines dreistöckigen Gebäudes in Einzelapartments und können selbstbestimmt am Gemeinschaftsleben teilnehmen. Ziel ist ein aktives, weitgehend selbstbestimmtes Leben sowie die Möglichkeit zu sozialen Kontakten und der Teilhabe am öffentlichen Leben.
  • Jede Mieterin, jeder Mieter schließt einen Mietvertrag entsprechend dem BGB mit der Eigentümerin der Wohnanlage ab.
  • Jede Mieterin, jeder Mieter beauftragt je nach persönlichen Bedarf, in freier Wahl ambulante Dienste bzw. Assistenz, welche die Leistungen der Eingliederungshilfe/Teilhabe und Pflege erbringen.
  • Alle Mieterinnen und Mieter, bzw. deren gesetzliche Vertreter, bilden ein unabhängiges Selbstbestimmungsgremium, welches die Interessen der Mieterinnen und Mieter vertritt.

Was unterscheidet uns von professionellen Trägern wie Caritas, Diakonie und Lebenshilfe?

  • Gemeinnützige Träger der Behindertenhilfe errichten für Menschen mit schwer mehrfachen Behinderungen grundsätzlich stationäre Einrichtungen, die sich alleine durch einen pauschalen Pflegesatz, den der Kostenträger der Einrichtung zubilligt, finanzieren. Dieser Pflegesatz lässt aber eine angemessene und gleichzeitig kostendeckende Arbeit der gemeinnützigen Träger nicht zu.
  • Wir streben eine ambulant betreute Wohnform an, die sich flexibel an den Bedürfnissen der Mieter orientiert. Beim ambulant betreuten Wohnen werden die persönlichen Bedarfe der einzelnen Menschen finanziell besser berücksichtigt und es entstehen Gestaltungsspielräume für eine gelebte Inklusion. Diese Form des Wohnens ist besonders und bisher in Bayern nur einmal in Prien am Chiemsee verwirklicht.

Welche Funktion hat der Verein Neues Wohnen Coburg e.V. – Selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Handicap?

  • Im ambulant betreuten Wohnen gibt es keinen festen Träger. Neues Wohnen Coburg e.V. ist deshalb kein Träger wie z.B. das Diakonische Werk oder die Lebenshilfe.
  • Neues Wohnen Coburg e.V. ist Initiator des Wohnprojektes und vertritt die Interessen der behinderten Menschen, welche die zukünftigen Mieter sind. Stimmberechtigte Mitglieder im Verein können nur zukünftige Mieter werden.
  • Der Verein übernimmt die Aufgaben: Entwicklung und Koordination aller Bereiche des Wohnprojekts; Der Verein finanziert, verwaltet und ist Eigentümer der beweglichen Gemeinschaftsgüter, die die zukünftigen Mieter selbst beschaffen müssen.

Wie wird die Immobilie aussehen?

  • Geplant ist eine dreistöckige Wohnanlage.
  • Erdgeschoss und erster Stock: Je Stockwerk sind zwölf Einzelapartments und zwei Gemeinschaftsräume vorgesehen. Die Vorgaben der Regierung von Oberfranken für das Bayerische Wohnungsbauprogramm – Sozialer Wohnungsbau – werden eingehalten. Die Einzelapartments sind in behindertengerechter, barrierefreier Bauweise.
  • Zweiter Stock: Vier Mietwohnungen sowie eine Praxis für Logopädie, Physio- und  Ergotherapie von Herrn Dr. Medau.

Wer baut und finanziert das Gebäude?

  • Frau Raab von der Baugesellschaft Raab in Ebensfeld ist eine sozial sehr engagierte Unternehmerin mit großer Erfahrung im Bauen für pflegebedürftige Menschen. In zweijähriger Arbeit hat sie mit großem persönlichen Engagement eine wirtschaftliche Finanzierung für das Gebäude aufgebaut.
  • Frau Raab errichtet das Gebäude und vermietet die Apartments an die Menschen mit Behinderung.

Wo ist der Standort der Immobilie?

  • Neben der neuen „Schule am Hofgarten“ auf der Bertelsdorfer Höhe, am Max-Böhme-Ring.
  • Grundstücksfläche ca. 3.300 qm, Bushaltestelle fußläufig erreichbar, Einzelhandelsflächen in fußläufiger Entfernung geplant.
Grundriss

Wie sieht die Finanzierung für die Mieter aus?

In der Regel werden unsere Mieter Anspruch auf Grundsicherung haben:

  • Miethöhe und Nebenkosten sind an die Sätze der Grundsicherung angepasst. Der Fehlbetrag zwischen zumutbarer und ortsüblicher Miete wird über die Förderung Bayerisches Wohnungsbauprogramm – Sozialer Wohnungsbau, abgedeckt werden.
  • Die sonstigen Lebenshaltungskosten (Lebensmittel, Freizeit, Bekleidung, Telefon,  etc.) werden über den Regelsatz der Grundsicherung abgedeckt (ca. 496,- €/Monat).
  • Die Kosten für Betreuung, Pflege und Organisation werden über Eingliederungshilfe, Hilfe zur Pflege sowie Leistungen der Kranken- und Pflegekassen gedeckt werden.

Aktueller Stand

  • Bislang haben wir noch freie Apartments. Die Suche nach weiteren Mietern und alle Planungsaufgaben sind im Zuge der Corona-Pandemie zeitweise ins Stocken geraten.
  • In Arbeitsgruppen sind wir mit den notwendigen Vorarbeiten wie Aufbau der zukünftigen Prozesse, Einrichtungsplanung, Behördengespräche, Sammlung von Spenden usw. beschäftigt.
  • Die aktive Beteiligung der Eltern an allen anfallenden Aufgaben ist ausdrücklich erwünscht. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber damit auch die Chance das Projekt nach unseren Wünschen zu gestalten!
  • Der Baubeginn des Wohngebäudes war im April 2020. Richtfest war am 11. September 2020. Der Bezug des Gebäudes ist für Ende 2021 geplant.

Link zum Richtfest am 11. September 2020

Was müssen Sie noch wissen?

  • Aufgrund der niedrigen zukünftigen Mieteinnahmen ist der finanzielle Rahmen für das Gebäude eng gesteckt. Die beweglichen Teile der Gemeinschaftseinrichtungen und die behindertenspezifischen Sondereinbauten müssen durch die Mieter bzw. den Verein getragen werden.
  • Für diese Ausgaben sammeln wir Spenden, bewerben uns um Fördermittel usw. Einen Teil des Betrages von ca. 250.000 Euro müssen wir als Eltern jedoch selbst finanzieren.  Daher wird jeder Mieter eine Kostenbeteiligung von 5.000 Euro leisten.
  • Da das Gebäude über den sozialen Wohnungsbau gefördert wird, ist es notwendig, dass die Mieter einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben.
  • Es wird keine sofortige Zusage für einen Platz geben. Wir möchten, dass die jungen Menschen zusammen passen und wollen daher die potentiellen Mieter*innen (und ihre Eltern) kennen lernen.
  • Wir sind kein Wohnheim mit einem Träger, sondern ambulant betreutes Wohnen. Die Eltern bzw. Betreuer der Bewohner*innen begleiten langfristig die Gestaltung und Organisation des Projektes.

Falls Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern an uns wenden!

Kontakt